Sunday, October 22, 2006

Unsere neuen 4 Raeder






Hier seht ihr unseren neuen, gebrauchten, seit 1 Tag in unserer Hand befindlichen "Zweitwagen"!!! (D.h. eigentlich sehen wir ihn bereits als Erstwagen an und unseren alten Nissan als Nebenfahrzeug! Wir rechnen schon durch, wer den Neuen wann fahren darf...)

Es ist ein Pontiac Sunfire, Bj. 2002. Brandons Stiefvater Ron hat ihn fuer uns Ende der Woche organisiert, nachdem er gehoert hatte, was fuer Autos wir selbst in die naehere Auswahl genommen hatten. (Wir hatten letzte Woche angefangen zu suchen. Mehr dazu gleich.) Wir waren erst nicht begeistert von der Idee, unser erstes selbstgekauftes Auto nicht selbst auszusuchen, aber waren uns einig, dass er es ja mal probieren koennte. Als er Freitag morgen anrief und erzaehlte, was er aufgetrieben hatte, waren wir ganz schnell ueberzeugt. Auch wenn dieser Wagen vom Stil her nicht gerade unsere erste Wahl gewesen waere, stimmt sonst alles: Alter, Zustand, Preis, Kilometerstand, Spritverbrauch... Ron kennt sogar die Vorbesitzerin!

Nachdem der Kauf klar gegangen war, wollten Brandons Eltern den Wagen eigentlich heute abend zu uns hochfahren und morgen frueh mit dem Pick-up, der dafuer in Zahlung gegeben wird, zurueck. Gestern abend um 18h klingelte unser Telefon (Brandon war im CD-Laden arbeiten): "Hier ist Ron. Ich fahr jetzt auf 71 auf. In knapp 2 Stunden bin ich bei euch." - "Wie, was. Heute?!?" - "Ja, ich muss morgen zu einer goldenen Hochzeit, also dachte ich mir, ich komme schon heute." - "Ooooh. Keeehhh..." (Irrer Blick durch die Kueche und das Gaestezimmer, das noch wie Sau aussah.) "Na klar, das ist doch gar kein Problem. (Aehem!)" - "Schoen! Der Wagen faehrt sich wirklich fantastisch. Habt ihr eine kuehle Flasche Wein im Haus?" - "Nein, aber das liesse sich organisieren." - "Super. Wir sollten feiern."

Also feierten wir. Als Brandon nach Hause kam, sassen wir schon am 2. Glas, hatten Vor- und Nachteile verschiedener Autos diskutiert und Versicherung, Steuern und neue Kennzeichen durchgekaut. Dann nahmen Brandon und ich unser neues Auto auf eine Spritztour um den Block (er fuhr, ich durfte nicht mehr). Es faehrt wirklich super-angenehm. Morgen muessen wir es auf uns anmelden. Dann nimmt Brandon es Mittwoch bis Freitag gleich in Beschlag, denn...

... Brandon hat einen neuen Job!!
Jaaaaa!!! Seit letztem Montag arbeitet er fuer das Rehabilitation Center der Stadt, eine gemeinnuetzige Organisation, die seit kurzem eng mit dem Arbeitsamt und diversen anderen Stellen zusammenarbeitet. Seine Stelle nennt sich "Disability Program Navigator" und seine Aufgabe ist im Groben, die Vermittlung von Jobsuchenden mit Behinderungen zu foerdern. Da er der erste D.P.N. in Missouri ist, muss er selbst anfangs alle Kontakte zu Firmen und anderen Beteiligten herstellen, die Oeffentlichkeit ueber das Programm informieren und zudem mehrere Career Centers in der Region betreuen. Er muss also viel herumfahren und braucht dazu natuerlich ein zuverlaessiges Fahrzeug. (Hallo, Pontiac!) Diese Woche schicken sie ihn fuer 3 Tage auf eine Konferenz in Iowa, und das soll erst der Anfang sein...
Bisher gefaellt es ihm sehr gut; er kommt mit allen Kollegen gut aus und hat schon ein paar nette Kontakte zu Firmen in der Stadt knuepfen koennen. Ausserdem hat er seinen eigenen Arbeits-Laptop bekommen.

So, diese Neuigkeiten wollte ich nur mal eben loswerden!
Jetzt muss ich auch schon wieder ins Bett; damit wir morgen um 15h zusammen zur Kfz-Meldestelle koennen, muss ich schon um 6h bei der Arbeit sein. Aber fuer diesen Zweck lohnt es sich ja!

Saturday, October 07, 2006


Das Kaetzchen aus der Nachbarschaft brauchen wir uebrigens doch nicht zu adoptieren! Brandons Eltern hatten letztes Wochenende gesehen, dass sie in eine der Wohnungen in dem Apartmenthaus nebenan hineinging. Brandon wusste, dass die Mieterin dort das blaue Auto faehrt, das immer auf dem ersten Parkplatz steht. Er pinnte ihr einen Zettel an die Windschutzscheibe, in dem er ihr die Situation erklaerte und sie fragte, ob sie die Katze bereits bei sich aufgenommen haette.

Am naechsten Abend klopfte sie bei uns an die Tuer - mehr als nur ein bisschen verschreckt: Jaaa, sie haette das Kaetzchen mehr oder weniger bei sich aufgenommen, wuerde es schon seit Monaten fuettern und haette ihm Flohbaeder, Wurmkuren u.ae. gegeben... Sie habe nicht viel Kontakt mit Menschen, und das Kaetzchen wuerde ihr Gesellschaft leisten... Sie duerfte doch gar keine Tiere in der Wohnung halten, aber sie wuerde in den naechsten Monaten zu ihrem Sohn und seiner Familie ziehen, die in Kansas auf dem Land wohnen...
An der Stelle schlug Brandon ihr vor: "Wenn jemand Sie fragt, sagen Sie halt einfach, es waere unseres!" Da kapierte sie, dass wir ihr das Kaetzchen nicht wegnehmen wollten, und taute ein bisschen auf. Sie erzaehlte, dass sie es bald kastrieren lassen wollte, aber es sich bisher noch nicht leisten konnte. Ich empfahl ihr den Tierarzt neben dem Tierheim in Savannah, wo ich ehrenamtlich arbeite, weil er viel guenstiger ist als andere Tieraerzte.
Wir schwaetzten noch ein bisschen ueber Katzen, dann wollte sie unsere Namen wissen, und jetzt kennen wir eine weitere Nachbarin! Lustig, wie das manchmal zustande kommt!

P.S. Sie nennt das Kaetzchen "Sassy". Wir hatten ihm einen viel weniger niedlichen Namen gegeben, den ich hier verschweigen will, aber schaut euch doch diesen Schnurrbart an...!

Tuesday, October 03, 2006

Go Chiefs!!

Dass Football im amerikanischen Alltag eine so grosse Rolle spielt wie Fussball in Deutschland, ist wohl allgemein bekannt. Big Dave nutzt die Schwaeche seiner Kunden fuer die Kansas City Chiefs schon mal aus, indem er auf Mahnungen "Go Chiefs!!" schreibt und einen kleinen Smiley dazukritzelt. Erhoeht die Zahlungsbereitschaft wohl unglaublich.

Dass ich selbst noch nie einen Zeh in ein Fussballstadion, geschweige denn eins fuer Football oder Baseball, gesetzt habe, duerfte wohl auch niemanden schockieren. Umso stolzer kann ich jetzt sagen, dass ich am Sonntag auf meinem ersten Footballspiel war: die Chiefs gegen die San Francisco 49ers - Brandons Eltern hatten uns Karten besorgt und fuhren selbst hin. Da konnten wir natuerlich nicht nein sagen.

Um 12 Uhr mittags ging das Spiel los. Um 9:30 Uhr fuhren wir aus St. Joseph ab. Gegen 10:30 Uhr stiessen wir auf der I435 auf die Mutter aller Staus und stellten schnell fest, dass es sich dabei um alle anderen Footballfans der Welt handelte. Ca. 45 Minuten ging es nur im Schritttempo vorwaerts. Es war genau wie auf der A1 am Hagener Kreuz im Berufsverkehr, zum Heulen schoen... Schliesslich tauchte aber doch das gigantische Stadium am Rand der Autobahn auf. Als naechstes ging es nun ans Parkplatzsuchen, denn soweit das Auge reichte, hatten die riesigen Gelaendewagen der anderen Fans schon alles belegt. Sie parkten auf den markierten Plaetzen, am Rand des Weges, am Hang, die Huegel hinauf... und dazwischen standen ueberall Grills; Unmengen an Menschen in roten Chiefs-T-Shirts tranken Bier, assen Hot dogs und feierten. Da die Ordner uns allesamt einfach weiter durch winkten, landeten wir schliesslich auf einem abgelegenen Huegel direkt an der Autobahn. Und selbst dort mussten wir, um parken zu koennen, noch eine "dritte Reihe" aufmachen. Aber dafuer kostete der Parkplatz auch "nur" 20 Dollar!

Am Stadioneingang wurden die Besucher in getrennte Schlangen nach Maennern und Frauen aufgeteilt; alle Taschen wurden von Sicherheitspersonal durchsucht und alle Fans ebenfalls. Lisa und ich bekamen von einer sturzbetrunkenen Dame in voller Chiefs-Kriegsbemalung eine halbe Dose Bier angeboten, da sie sie nicht mit ins Stadium nehmen durfte. Wir lehnten hoeflich ab. Wie die Geschichte ausging, weiss ich leider nicht, denn auf den Raengen war schon die Hoelle los, also beeilten wir uns und schafften es genau zur Nationalhymne auf unsere Plaetze.

Zum Spielverlauf kann ich leider nicht viel sagen, da ich die Regeln von Football nicht verstehe, nie verstanden habe und vermutlich auch nie verstehen werde. Aber die Chiefs gewannen das Spiel 41:0, was, wie man mir sagt, ein ziemlich eindeutiges Ergebnis ist. In allen vier Ecken des Spielfelds waren Cheerleadergrueppchen ununterbrochen bei der Arbeit, und zwischen den vier Spielvierteln gab es groessere Einlagen von ihnen. Ein Maskottchen haben die Chiefs auch; es sieht aus wie eine Ratte im roten Chiefs-T-Shirt. (Ein Indianerhaeuptling ist wohl nicht politisch korrekt genug?!?) Nach Touchdowns liefen ausserdem vier Fahnentraeger mit Chiefs-Fahnen kreuz und quer ueber den Platz. Bisschen irritierend, aber huebsch anzusehen...

Wenn es spannend wurde, sprangen alle von ihren Plaetzen auf und schrien. Das ist ein wenig laestig, wenn man nicht weiss, was vor sich geht, aber ich machte mit, weil ich sehr, sehr geduldig bin. Die Belohnung liess nicht lange auf sich warten: Erdnuesse! In der Schale! Und die Schalen durfte man einfach auf den Boden werfen! Dann begannen die La-Ola-Wellen, und das machte richtig Spass. Ich versuchte, eine zu filmen, aber dafuer waren meine Batterien mittlerweile schon zu schwach.

Hier sind ein paar von den Bildern, die ich gemacht habe:

Blick von unseren Plaetzen aus


Cheerleader bei der Arbeit


Ron ist albern...


... und ich habe einen riesigen Schaedel.

(Ron und ich mussten zwischendurch die Plaetze tauschen, da die Fans hinter mir so laut waren. Da Ron schwerhoerig ist, hat es ihn nicht gestoert. Mann, waren die laut! Bei der Gelegenheit habe ich einen neuen Begriff gelernt: "armchair quarterback". Das ist der gleiche Typ Sportfan, der auch in Deutschland vor dem Bildschirm sitzt und bruellt: "Los, beweg dich...!!")

Im Gegensatz zu Fussball wird ja bei Football unendlich oft pausiert, die Mannschaften stellen sich an einer anderen Position neu wieder auf, die Schiedsrichter beraten sich untereinander... Das bietet sich doch geradezu an, um Werbung fuer den oertlichen Toyotahaendler zu machen, einen 25-Dollar-Gutschein fuer Price Chopper zu verlosen oder ein paar T-Shirts ins Volk zu werfen! Somit war also buchstaeblich immer Halligalli. Waehrend der Halbzeit fuehrten ca. 150 Damen aus verschiedenen Jazzercise-Gruppen etwas vor. Wie uns der Moderator vorher erklaerte, hatte jede von ihnen sich das Recht erworben, an dieser Vorfuehrung teilzunehmen, indem sie mindestens 250 Dollar fuer einen guten Zweck gesammelt hatte.

Nach dem Spiel lief die Abfahrt erstaunlich schnell und reibungslos ab. Ueberall standen Polizisten und Ordner, die jedes Auto dahin bugsierten, wo sie es haben wollten. Auf der I435 hatte man kurzerhand einen Abschnitt ganz abgesperrt, so dass die Autos alle 4 Spuren zur Abfahrt Richtung Stadt nutzen konnten.
Wir fuhren zurueck nach St. Joseph, stellten fest, dass wir am Verhungern waren, und gingen im Whiskey-Creek-Steakhouse essen.

Soviel zu meinem ersten Footballspiel!

Das Calexico-Konzert am Samstag war ebenfalls super! Sehr viel Spass gehabt! Das indische Abendessen vorher war auch nicht zu verachten. :-)

Currently reading: Too Brief a Treat: The Letters of Truman Capote