Bücher über Haustiere sind hier in den letzten Jahren extrem beliebt geworden. Ich glaube, so richtig fing es 2005 an mit "Marley & Me", Memoiren über das Leben mit einem exzentrischen Hund. Darauf folgten etliche ähnliche Bücher, einige recht erfolgreich, einige weniger, und jetzt ist offenbar der nächste Bestseller erschienen...
Vor ein paar Wochen surfte ich auf der Webseite meiner Bücherei auf der Suche nach Ideen für Bücher, die ich lesen könnte, und fand einen kurzen Artikel über eine Neuerscheinung namens "Dewey: The Small-Town Library Cat Who Touched the World". Die Bücherei überlegte, ihn anzuschaffen. Katzen? In Bibliotheken? Irgendwie gefiel mir die Idee, und als ich ein paar Tage später in einer anderen Bücherei, der Kansas City Public Library, war und ein Poster sah, das einen Abend mit der Autorin des Buchs am 2. Dezember ankündigte, beschloss ich kurzerhand, dorthin zu gehen. Kostete ja schließlich nichts...
Aber vorher ging ich in eine Buchhandlung, wo ich das Buch in einer Stunde probeweise diagonal las. Hier ist die Kurzfassung:
Dewey, die Bibliothekskatze, wurde an einem kalten Tag im Januar 1988 in der Kleinstadt Spencer, Iowa von der Direktorin der Stadtbücherei in der Bücherklappe gefunden - jemand hatte ihn dort "eingeworfen". Da er ein extrem freundlicher, unterhaltsamer Kater war, beschloss die Bibliothek, ihn als Bibliothekskatze zu behalten. Das erwies sich als PR-Glücksfall, denn der Kater war in der Stadt und bald darüber hinaus enorm beliebt, und es wurden Berichte über ihn erst in der Lokalzeitung, dann in regionalen Medien und schließlich in der ganzen Welt veröffentlicht, was sowohl der Bücherei als auch der Stadt Spencer zugute kam. Als Dewey 2006 im Alter von 19 Jahren eingeschläfert werden musste, landeten schon bald die ersten Buchangebote auf dem Tisch der Büchereidirektorin, die ihn großgezogen hatte. Sie nahm eins mit einem Vorschuss über 1,25 Millionen Dollar an und ging in Pension, um das Buch schreiben zu können.
Das Buch erschien diesen Herbst und ist momentan auf Platz 1 der Bestsellerliste der New York Times. Die Autorin ist jetzt auf Buchtour - im Moment im kleineren Rahmen (Kansas City war eine von nur 3 Stationen), aber bald in den ganzen USA und dann auch in Europa. Das Buch wird gerade in 22 Sprachen übersetzt, ist also nächsten Sommer auch in Deutschland erhältlich.
Obwohl die Geschichte des Katers an sich putzig genug ist, hätte man damit allein das Buch sicher nicht verkaufen können. Geschickterweise haben die Autoren - es gibt noch einen Co-Autor - deshalb die Geschichte von Dewey mit der der Bibliothek in der Kleinstadt, ihrem Kampf ums Überleben und ihrer wichtigen Rolle in der Gemeinde verbunden. Das ist wiederum mit einer Schilderung des Lebens in einer Kleinstadt im Mittleren Westen verbunden, noch dazu während der Farmkrise der 80er Jahre. Also bei der momentanen Wirtschaftslage etwas, das beim Lesen Hoffnung macht, dass schlechte Zeiten irgendwie überstanden werden können und das Leben weitergeht. Und schließlich erzählt die Autorin auch einiges aus ihrem Privatleben als alleinerziehende Mutter. Alles in allem bietet das Buch also genug verschiedene Aspekte, um für mehr als nur die ganz harten Katzenfans interessant zu sein. Es ist auch nicht allzu sentimental - steuert manchmal auf den Abgrund zu, aber dreht im letzten Augenblick immer wieder ab. Also alles in allem eine gar nicht schlechte Lektüre, perfekt für Badewannen-Leser...
Warum ich davon erzähle? a) Jetzt hat es mich wirklich erwischt; b) Die Veranstaltung mit der Autorin war einfach ein netter, unterhaltsamer Abend; c) Ich liefere gratis eine Vorab-Buchbesprechung, weil man spätestens ab nächstem Sommer wahrscheinlich auch in Deutschland von Dewey hören wird; d) Alle drei Antworten. Die Entscheidung überlasse ich euch... ihr müsst euch dazu nicht äußern. :-)
P.S. Unser Tierarzt hat gleich 3 Praxis-Katzen, die dort Tag und Nacht auf der Theke herumspazieren, auf dem EC-Kartengerät sitzen oder auf den Futtersäcken im Regal schlafen. Vielleicht könnte ich den Dewey-Fahrtwind für ein mäßig erfolgreiches Buch nutzen? Hmmmmmm...
P.P.S. Colonel Tigh hat am Dienstag einen Zahnarzttermin! Wir konnten seinen Mundgeruch einfach nicht mehr ertragen. (Entschuldigung, war gerade jemand am Essen?) Brandon hofft, dass er wenigstens seinen letzten Reißzahn behalten darf... er wäre dann einzahnig!
P.P.P.S. Currently reading: Philip Roth: The Plot Against America. Ich wusste nicht, ob mir Roth gefallen würde - alle "modernen Klassiker" machen mich immer erst mal skeptisch - aber ich finde es toll! Vielleicht mache ich mich als Nächstes über "The Human Stain" her, solange ich in Roth-Stimmung bin.
Wednesday, December 03, 2008
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