Friday, June 15, 2007

Vor 2 ½ Jahren kam ich zum ersten Mal in unserem Haus an - spät abends im Dunkeln, direkt vom Flughafen und schwer bepackt. Brandon hatte es in der Zeitung gefunden und gemietet, damit wir ein Dach über dem Kopf hatten. Es hatte ein Wohnzimmer mit einem großen Fenster auf die vordere Veranda, ein Esszimmer, eine Küche, von der eine kleine Nische als Waschküche abging, zwei Schlafzimmer und dazwischen ein kleines Bad.

Damals befanden sich neben der Kücheneinrichtung (die inklusive war) genau die folgenden Gegenstände in unserem Haus:

- eine Waschmaschine und ein Trockner

- Brandons alter Schaukelstuhl und Kommode

- eine Couch und ein Sessel (von einer Tante)

- ein riesiges, schwankendes Regal für den Fernseher (von einer anderen)

- Brandons Computer

- ein Bett, das uns Polly und Dave geliehen hatten

- ein Fernseher von ca. 1980, den Dave uns geschenkt hatte

- unsere beiden Katzen

- mehrere Pakete aus Deutschland mit unseren Siebensachen.

Der Teppichboden in der Küche war scheußlich und sah aus wie ein Überbleibsel von 1977. Vom Esszimmer aus in die Küche stieg der Boden leicht an. Wohn- und Schlafzimmer waren mit furchtbaren dunklen Holzpanelen verkleidet, so dass es dort nie richtig hell wurde. Trotzdem sah ich mich im Morgengrauen um und sprach: "Ich kann damit arbeiten."

Und nun ziehen wir bald aus diesem Haus aus und in eine helle, moderne Wohnung nahe an Kansas City, und fast könnte ich sentimental werden... Darum zähle ich nun schnell als Gegenmaßnahme alle Probleme auf, die wir mit dem Haus hatten und für die wir D., unseren Vermieter, herbestellen mussten. Los geht's:

  • Toilette verstopft. D. rückt mit einem Klempnerseil an, schraubt die Toilettenschüssel ab und sorgt dafür, dass ich anschließend das ganze Bad von oben bis unten putzen muss.
  • Wasserhahn im Bad ist undicht. Jedes Mal, wenn man ihn andreht, sprudelt Wasser links und rechts von den Hähnen aus der Dichtung. Außerdem gelangt Feuchtigkeit in das Schränkchen unter dem Wasserhahn. Ein Schränkchen, das, wie sich herausstellt, aus billigem Sperrholz gebaut worden ist. Sperrholz, das schimmelt, wenn es nass wird, und dann auseinanderbricht. D. installiert uns einen neuen Wasserhahn mit Mischbatterie. Das Schränkchen lässt ihn unbeeindruckt.
  • Toilette verstopft. D. diagnostiziert, dass die alten Abwasserrohre voll Wurzeln sind. Er wird sich in nächster Zeit darum kümmern. Brandon zeigt ihm außerdem die Fliegengittertür vor der Küche, die nur noch an einer Angel hängt. Dito.
  • Wir stellen zum ersten Mal die Heizung an, und eine gigantische Staubwolke fegt aus allen Lüftungsschächten, so dass man minutenlang nichts sieht. Dann beginnt im Heizungskeller ein herzzerreißendes Quietschen und Jaulen. D. kommt und ölt die Riemen an der Heizung ein. Das Jaulen verstummt.
  • Die Fliegengittertür vor der Küche fällt Brandon entgegen. Er reißt die letzten Schrauben heraus und bringt sie in die Garage, wo sie fortan lagert.
  • Toilette verstopft. D. beschließt, etwas zu unternehmen. Er wird eine Firma beauftragen, die Rohre bis zur Straße zu ersetzen! Sofort lässt er sich von der Stadt auf unserem Rasen markieren, wo Gasleitungen verlegt sind. Dann gräbt er ein Loch über der Wasserleitung in unseren Garten. Als er erfährt, was es kosten wird, die Rohre zu ersetzen, überlegt er es sich anders. Er deckt das Loch mit einer Sperrholzplatte ab. Ab sofort kommt er mit dem Klempnerseil nicht mehr bei uns ins Haus, sondern beseitigt Verstopfungen direkt draußen.
  • Durch den Temperaturwechsel haben sich die Holztüren verzogen. Die Küchentür geht nicht mehr zu. D. kommt, sägt ein Stück von ihr ab, versetzt die Scharniere und baut sie wieder ein. Sie geht wieder zu. Nun haben wir einen 1 1/2 cm hohen Spalt unter der Tür.
  • Ich komme nach Hause und schalte das Licht im Esszimmer ein. Der Messing-Zierrahmen um den Schalter versetzt mir einen elektrischen Schlag. Ich kann es nicht glauben und versuche es noch einmal. Der Rahmen steht eindeutig unter Strom. Autsch! D. kommt, klettert durch die Luke über der Badewanne auf den Speicher und repariert von dort die Stromleitung.
  • Toilette verstopft.
  • Kühlschrank verstummt. D. stellt fest, dass er altersschwach war, und bringt uns einen neuen.
  • Toilette verstopft.
  • 3 Uhr morgens: Brandon kann nicht schlafen und liest im Wohnzimmer, als ein ohrenbetäubender Krach vor dem Haus ertönt. Vorsichtig schleicht er nach draußen und sieht, dass die Mauer, die unseren abschüssigen Vorgarten vom Bürgersteig trennt, in sich zusammengebrochen ist. Riesige Steinbrocken liegen überall auf dem Bürgersteig. Wir rufen D. am nächsten Morgen an. Er kommt, räumt einige Brocken weg und benutzt andere, um ein gelbes "Caution"-Plastikband quer über den Gehweg aufzuspannen. Genauso bleibt die Situation für ein paar Wochen. Dann räumt er die restlichen Brocken weg und merkt, wie teuer es ist, eine neue Mauer zu bauen. Also bleibt die halb kollabierte Mauer so, wie sie ist.
  • Toilette verstopft. Dieses Mal Sonntags abends. Wir erreichen D. nicht, und die Klempner-Notdienste bieten uns an, am nächsten Tag vorbeizukommen. Ich könnte jemanden ermorden.
  • "War die Küchenspüle immer schon so schief?" frage ich Brandon. "Nein," entgegnet er, "der rechte Fuß vom Spültisch ist vor ein paar Tagen eingebrochen, ist dir das noch nicht aufgefallen?" D. kommt und hievt ein Stück Holz unter den Fuß. Die Spüle ist wieder gerade.
  • Ich bleibe nach starkem Regen mit dem Auto in unserer völlig aufgeweichten Auffahrt stecken. Es reicht - wir müssen dort Kies streuen, sonst schwimmt sie uns davon. Ich erkundige mich, was eine Lieferung kostet: 96 Dollar! Holt man sich dagegen die gleiche Menge selbst mit dem Pick-up ab, kostet das nur 28 Dollar. Ich frage D., der einen Pick-up hat, ob er den Kies abholt, wenn wir die Kosten übernehmen. Er tut es. Dann hat er wohl ein schlechtes Gewissen; als ich noch einmal anrufe, um zu fragen, wieviel wir ihm nun schulden, winkt er ab - es sei sowieso seine Aufgabe als Vermieter, die Auffahrt in Ordnung zu halten...
  • Wieder haben sich durch Temperaturänderungen die Türen verzogen. Die Küchentür macht wieder Ärger, und keine der beiden Türen ins Bad geht mehr zu. D. kommt, repariert die Küchentür und stellt fest, dass der Boden im Bad teilweise abgesunken ist, und stemmt ihn kurzerhand von unten wieder hoch. Die Türen schließen wieder. In den Wänden erscheinen Risse.
Oh, home, sweet home - wenn ich diese Liste betrachte, bin ich doch froh, dass wir umziehen. Trotzdem ist es auch ein wenig traurig. Wir haben in diesem Haus viel erlebt und gelacht; viele Freunde und Verwandte haben uns besucht; auf dem Dach hat unser Kater Mole gern gesessen, und auf der Stufe vor der Küche haben wir um ihn geweint, als er überfahren worden war und bevor wir ihn bei Polly und Dave im Garten begraben haben.

Ich hoffe, der 24-Stunden-Reparaturdienst in der Wohnung ist sein Geld wert!!!