Tuesday, December 12, 2006

Lichter, Blinkeffekte und Rentiere

Es ist ja bekannt, dass die Amerikaner mehr Geld, Zeit und Mühe in ihre Weihnachts-Hausdekoration investieren als so ziemlich jede andere Nation. (Gegenbeispiele würden mich schwer interessieren!) Vor allem bei der Außendeko darf man nicht geizig sein, auch wenn die Stromrechnung einem dann die Tränen in die Augen treibt.

Euch ist natürlich klar, dass dies Klischees sind und bei weitem nicht auf jeden amerikanischen Haushalt zutreffen! Trotzdem erstaunlich, was ich schon bei einem 10-minütigen Spaziergang durch unsere unmittelbare Nachbarschaft beobachten konnte! (Anmerkung: Mit einzelnen Sternen oder Lichtergirlanden habe ich mich gar nicht erst näher befasst. Das kann schließlich jeder.)

Barb, so etwas meintest du sicher mit dem blinkenden Leucht-Rentier-Schlitten-Vorgarten, oder? Und es gibt mit Sicherheit noch bessere Beispiele in der Stadt, ich war bisher nur zu faul, nach ihnen zu suchen!






























Saturday, December 09, 2006

Peggy's 80th birthday


Peggy's 80th birthday 020
Originally uploaded by danny_bone.
Letzten Sonntag waren wir bei der 80. Geburtstagsfeier von Brandons Oma Peggy.

Im Vorfeld gab es einige Missverständnisse, wann ihr eigentlicher Geburtstag war (ich: "Es geht eindeutig aus der Einladung hervor, dass genau an ihrem Geburtstag gefeiert wird. Also am 3.12." - Jonathan: "Nein, zu mir hat sie gesagt, ich würde an ihrem Geburtstag wieder abfliegen. Also am 26.11." - Meine Eltern: "War die Feier schon? Wir haben ihr bereits vor Wochen eine Karte geschickt." - Brandon: "Mist, heute ist schon der 29. Ich rufe sie besser mal an." - Oma Peggy: "Ach, der war schon am 22., ha ha. Macht doch nichts, Schatz. Ich freue mich, dass ihr anruft.").

Am Mittwoch vor der Feier bildete sich nachmittags plötzlich Glatteis. Den Süden von Missouri hatte es richtig schlimm erwischt, dort lag sogar Schnee. Freitag verbrachten wir beide unseren Arbeitstag mit der Nase am Wetterprogramm und malten uns aus, was für ein Horror uns auf der Fahrt erwarten würde. Natürlich fuhren wir trotzdem, und die Fahrt verlief völlig problemlos, auch wenn es ab Kansas City deutlich mehr Schnee und getrocknetes Eis an den Straßen gab. Gegen 23h saßen wir bei Brandons Eltern im warmen Wohnzimmer und tranken Bier. (Na schön, das Bier habe ich getrunken... Brandon lag in der Zeit auf dem Boden und jammerte über seinen armen Rücken.)

Samstag wurde ich mit amerikanischem Frühstück geweckt: Würstchen, Eier, Biscuits & Gravy, Hash browns und O-Saft. Brandon ließen wir ausschlafen. Ich kaufte schnell ein Weihnachtsgeschenk in der Stadt (hallo, Mieky! He he!), und dann fuhren Ron, Lisa und ich zu Oma Peggy, deren Haus schon aus den Nähten platzte vor Gästen: Rons Bruder Ken und seine Frau mit ihrem Sohn Ben - den wir öfter sehen, da er nur ca. 2 1/2 Std. von uns entfernt wohnt, in unserem Alter und sehr, sehr nett ist - waren gerade aus Iowa angekommen; ein Cousin von Ron war mit seinen beiden Kindern aus Kalifornien da, und eine Großtante und ein Großonkel kamen soeben noch aus Illinois dazu. Letztere ließen wir mit Peggy im Haus zurück und fuhren zur Kirche, um den Pfarrsaal zu dekorieren. Anschließend ging es zurück zu Peggy, die mit ihren Gästen schwätzte, nebenbei souverän ein Dutzend Schweinekoteletts und Kartoffeln in einer riesigen elektrischen Pfanne röstete, das Gemüse umrührte und darauf bestand, dass wir alle zum Essen blieben. (Die Frau ist der Wahnsinn!) Brandon war inzwischen auch angekommen, und nach dem Essen nahmen wir Ben mit zurück zu Brandons Eltern, damit er dort mit uns fernsehen, im Gästezimmer übernachten und ein wenig Privatsphäre haben konnte.

Sonntag Morgen gab es das zweite große Frühstück: Pancakes mit Butter und Ahornsirup, Eier und Würstchen. Mein Cholesterinspiegel hat sich vermutlich bis heute nicht davon erholt... Anschließend ging es in die Kirche, danach hatten wir fast 2 Stunden bis zum Beginn der Geburtstagsfeier. Brandon, Ben und ich fuhren zu Subway und bestellten uns Sandwiches. Ein paar Minuten Relaxen bei Brandons Eltern im Wohnzimmer, und schon waren wir auf dem Weg zum Kuchen-und-Punsch-Empfang. Dazu sollte ich vielleicht anmerken, dass Alkohol in und an den meisten amerikanischen Kirchen nichts zu suchen hat. Osternächte mit Baguette und Rotwein, Sektempfänge nach Hochzeiten auf dem Kirchenvorplatz oder Bierzelte beim Pfarrfest sind ein gigantisches "No-no", unvorstellbar. Zu besonderen Angelegenheiten gibt es oft einen Empfang mit Plätzchen oder Kuchen und Punsch, der aber absolut alkoholfrei ist. In diesem Fall war er gelb, sehr süß und köstlich und bestand aus pürierten Ananas und Bananen, Orangensaft, Sprite und fragmichmal... ihr könnt es euch sicher ungefähr vorstellen! Dazu gab es nicht weniger als drei Torten: Schokolade, Mandelcreme und ... rund? (Die letzte wurde nicht einmal angeschnitten.) Dazu gab es die obligatorischen "mints", kleine Zuckerdrops - ähnlich wie weiche Baiser - in den Hauptfarben der Deko, d.h. in diesem Falle fliederfarben.

Zwei Stunden lang wanderten wir herum, unterhielten uns mit so vielen Gästen wie möglich, signierten das Gästebuch, posierten für ein Gruppenfoto und begannen schließlich den letzten Akt: das Verabschieden, das hier oft fast genau so lange dauert wie die eigentliche Feier. Man darf nämlich nicht etwa ein zackiges "Tschüß, bis später" in die Runde werfen, sondern muss wortwörtlich von einem zum anderen gehen, ankündigen, dass man nun bald fahren werde, gemeinsam bedauern, dass man sich gar nicht unterhalten konnte, sich in ein 30-minütiges Gespräch verwickeln lassen, dieses behutsam beenden, sich ausgiebig verabschieden und allerlei Kontaktinfos austauschen, zum Nächsten wandern und den ganzen Vorgang von vorne beginnen. Wenn man sich einmal daran gewöhnt hat, dass "wir fahren jetzt" eigentlich "... in ca. 1 1/2 Stunden" bedeutet, ist es eigentlich recht angenehm.

Gegen 21h waren wir wieder in unserem eigenen Haus, begrüßten unseren Kater, stellten die Zeitschaltuhren aus, packten das Nötigste aus und bereiteten uns mental auf eine weitere Arbeitswoche vor.